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Volltanken, bitte! Volksbühne Michendorf zeigt Filmoperette und das Publikum singt mit

    Volltanken, bitte! Volksbühne Michendorf zeigt Filmoperette und das Publikum singt mit

    Die Volksbühne Michendorf präsentiert den alten Filmoperetten-Klassiker „Die Drei von der Tankstelle“ und trifft auf ein textsicheres und beigeistertes Publikum, das spätestens bei diesem Lied mitsingt: „Ein Freund, ein guter Freund...“

    Wer hätte gedacht, dass die Lieder der 1930 in den Babelsberger UFA-Studios abgedrehten Film-Operette „Die Drei von der Tankstelle“ im Jahr 2024 in der Volksbühne Michendorf noch auf ein textsicheres, begeistertes Publikum treffen würden?

    Als sich am vergangenen Freitagabend die Pianistin Annette Wizisla an das vor den Zuschauern platzierte Klavier setzte und das Marschlied „Ein Freund, ein guter Freund“ beseelt in die Tasten hämmerte, stimmten nacheinander die drei männlichen Protagonisten laut singend ein und stampften dabei marschierend ihren Text regelrecht in die Bühnenbretter. Diese Zündung klappte, denn von da an bis zum Schluss sang und klatschte das Publikum immer wieder mit.

    Märchenoperette in Michendorf

    Regisseur Steffen Löser vertraute auf die anhaltende Strahlkraft der Melodien Werner Richard Heymanns und der im kulturellen Gedächtnis verankerten Texte Robert Gilberts und mühte sich erst gar nicht mit Modernisierungen ab. Frei nach dem Motto: Ein Lied bleibt immer Lied, „auch wenn die ganze Welt zusammenfällt“.

    Vielleicht geschah es aber auch deshalb, weil ja bereits die Erstverfilmung mit Lilian Harvey und Heinz Rühmann in den Hauptrollen weitestgehend frei von Realismus war. So startet die Märchenoperette in Michendorf filmgemäß mit der punktgenauen Landung der drei befreundeten Sunnyboys Willy (Hannes Lindenblatt), Kurt (Tobias Grabowski) und Hans (Tobias Rechtien) vom Urlauberhimmel ins heimische Komplettdesaster. Wohnung weg, Bank bankrott, Gerichtsvollzieher im Haus. Ihre private, kleine Welt ist futsch. Nur das Auto, die Freundschaft und der Optimismus sind ihnen geblieben. Vom Geld für den Pkw pachten sie eine marode Tankstelle und taufen die in Erinnerung an den Gerichtsvollzieher „Zum Kuckuck“.

    Genauso flott wie die zahlreichen szenischen Umbauten am erfinderisch variablen Bühnenbild (Martin Riedle) gestaltet sich die Sanierung der Tankstelle. Den Schichtdienst teilen sich die Jungs und so kommt es, dass sich alle drei in dieselbe Stammkundin verlieben. Es ist die attraktive und selbstbewusste Lilly (Mica Bara), Tochter des einflussreichen Konsuls Cossmann (Thomas Linz). Dieser wiederum hat sich zum Leidwesen seiner Tochter in die sehr junge Edith von Turoff (Celina Brost) verknallt. Nach einer kurzen Warmlaufphase freunden sich Lilly und Edith an. Edith rät ihr, reinen Tisch zu machen und sich für einen der Knaben zu entscheiden.

    Musikalisches Finale in der Volksbühne Michendorf

    Als Lilly aber wegen der Flirts mit den anderen beiden Jungs von ihrem Favoriten Willy einen Korb erhält, scheint die Kiste verfahren. Doch hinter den Kulissen ist bereits eine weibliche List im Gange. Frau gründet mit väterlicher Hilfe eine Tankstellengesellschaft und Papa macht den potenziellen Schwiegersohn zum Direktor. Sein Töchterlein wird dessen Sekretärin. Der Plan scheitert, weil der von Lilly ihrem Willy im Büro untergejubelte Ehevertrag diesen extrem verstimmt. Erst nachdem Lilly das Papier zerreißt, ist das Happy End nahe und Bühnenpersonal samt Zuschauer können sich ins musikalische Finale stürzen. Als dann die Pianistin und Mica Bara vom Mitsummen und rhythmischem Klatschen befeuert „Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder, das ist zu schön um wahr zu sein“ voller Energie in den Saal hallen lassen, hat sich jede Sinnfrage erübrigt. Die Musik jedenfalls wirkt noch immer. Volltanken, bitte!

    von Lothar Krone