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„Tango unterm Regenbogen“ auf der Volksbühne Michendorf

    „Tango unterm Regenbogen“ auf der Volksbühne Michendorf

    Ein Wechselspiel von Homo- und Heterosexualität als Komödienstoff – das funktioniert mit dem Stück „Tango unterm Regenbogen“ auf der Volksbühne Michendorf hervorragend.

    Die Autoren der 2017 entstandenen Komödie „Tango unterm Regenbogen“, Folker Bohnet und sein Kompagnon Alexander Alexy, lebten in einer eingetragenen Partnerschaft. Der 2020 verstorbene Schauspieler, Regisseur und Bühnenautor Bohnet war zweifacher Vater und kannte aus der vorangegangenen Ehe mit einer Schauspielerin das Zusammenleben mit einer Frau. Verwundern konnte es also nicht, dass sich die beiden Co-Autoren des Stückes eines Tages daran machen würden, aus dem Wechselspiel von Homo- und Heterosexualität einen Komödienstoff zu formen.

    Großer Andrang im Theater Michendorf

    Der große Andrang bei der Premiere am vergangenen Freitagabend in der Volksbühne Michendorf belegte einmal mehr, dass die Michendorfer Theatermacher oft ein feines Händchen bei ihrer Stückauswahl haben. Zudem stand wegen der allgegenwärtigen Präsenz der Regenbogenthematik in den Medien nicht zu befürchten, dass sich der bodenständige brandenburgische Menschenschlag als uninformiert oder gar schockiert erweisen würde.

    Die Inszenierung von Steffen Löser erinnerte an Stücke des Hamburger Ohnsorg-Theaters, an dem Bohnet sehr häufig inszeniert hatte. Bereits der lautstarke Einstieg ins Geschehen, nicht einsehbar hinter den Kulissen, baute Spannung auf. Die anfangs in gespenstisch neonblaues Licht getauchte gutbürgerliche Wohnstube (Bühne Martin Riedl) von Anne (Mica Bara) und Martin (Thomas Linz) steigerte diese Erwartung noch.

    Das von der Hochzeitstagfeier kommende Ehepaar gerät Zuhause angekommen nicht nur körperlich, sondern auch verbal schwer ins Schlingern. Vom Alkohol benebelt und von seiner Frau ausgequetscht, plaudert der Gatte über seine Schwärmerei aus Schulzeiten für einen Klassenkameraden. Martins vermeintliches Geständnis homoerotischer Gefühle macht für die grundlos eifersüchtige Anne aus dem eben noch heiß geliebten Gatten augenblicklich einen ungeliebten männergeilen Schwulen. Obwohl ihr Mann diese Neigung heftig bestreitet, will Anne sich trennen und ruft verzweifelt ihre beste Freundin Juliane (Patricia von Miserony) an.

    Tango unterm Regenbogen: Alle Weichen auf Chaos

    Die beiden Damen verbindet ihre Liebe zum Tango und das Fehlen eines Tanzpartners. Die freizügig lebende Juliane ist die Mutter des bekennend homosexuellen Simon (Tobias Grabowski). Als Anne ausgerechnet den Sohn der Freundin dazu überredet, ihren Martin testhalber zu verführen, scheinen alle Weichen auf Chaos gestellt. Natürlich kommt, wie in jedem guten Schwank, auch hier alles gerade noch rechtzeitig ins Lot, wenngleich es in diesem Stück die Männer sind, die einen kühlen Kopf bewahren.

    Das hüftschwingende Tanzgenie Simon bringt dem notorischen Nichttänzer Martin die Tangoschrittfolgen bei, mit denen er seinen angestammten Platz in Annes Bett zurückerobert. Die Inszenierung lebte von der spürbaren Spiellust ihrer Akteure, die kleinere Holperer sofort vergessen machte. Thomas Linz und Mica Bara liefen besonders in den zahlreichen stücktragenden Ehestreitszenen zu großer Form auf. Das maskenfrei entfesselte Publikum belohnte die Darsteller von Anbeginn mit motivierenden Heiterkeitsschüben und trug sie so zielsicher in den verdienten Premierenapplaus.

    Von Lothar Krone